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Erfolgreicher Exportartikel „Vogel des Jahres" / Nun auch in Armenien
09. Februar 2009 / aktualisiert 28. Oktober 2009 - Ob als Oiseau de l’année, Ave del Año, Ptaki roku (tschechisch) oder Gada putns (lettisch): Europaweit erfreut sich der „Vogel des Jahres“ zunehmender Beliebtheit, mehr als ein Dutzend Länder wählen jeweils ihren eigenen Jahresvogel. Selbst in Neuseeland und in Südafrika gibt es inzwischen einen „Bird of the Year“.
Doch wer hat’s erfunden? Anders als bei einem bekanntem Kräuterbonbon waren es beim Vogel des Jahres nicht die Schweizer, sondern die Deutschen, genauer gesagt die Baden-Württemberger. Hier fand nämlich 1970 mit dem Graureiher ein regionaler Jahresvogel-Probelauf statt, bevor der NABU – damals noch „Deutscher Bund für Vogelschutz“ (DBV) – dann 1971 den Wanderfalken zum ersten bundesweiten Vogel des Jahres kürte.
Deutschland und Österreich gemeinsam
Ebenso wie die österreichischen Vogelschützer und später auch Luxemburg stieg der schweizerische BirdLife-Partner SVS allerdings schon bald mit ein und übernahm jeweils den deutschen Jahresvogel auch für die Eidgenossenschaft. Inzwischen wählt der SVS einen eigenständigen Jahresvogel – in diesem Jahr den Gartenrotschwanz –, während BirdLife Österreich weiterhin die Wahl des nördlichen Nachbarn übernimmt.
Außerhalb des deutschen Sprachraums hat sich der Vogel des Jahres vor allem im Osten zu einem ausgesprochenen Exportschlager entwickelt. Bereits kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rief der tschechische BirdLife-Partner seinen ersten „Vogel des Jahres“ aus, bald darauf folgten Slowenien, die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, schließlich auch Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken Weißrussland, Ukraine und inzwischen – mit Unterstützung des NABU – auch Armenien. Als einziges skandinavisches Land kürt Norwegen bereits seit 1992 einen Vogel des Jahres, 2009 ist es der imposante Kampfläufer.
Im Westen dagegen gibt es den Jahresvogel nach NABU-Vorbild lediglich in Spanien und Portugal, während etwa in Frankreich oder in den angelsächsischen Ländern der Begriff „Vogel des Jahres“ nur im Zusammenhang mit besonders seltenen Beobachtungen oder Erstbeobachtungen in einem Jahr verwendet wird.
Spanien mit Krähenscharbe als Regionalvogel
Die meisten Länder küren der NABU-Linie folgend inzwischen eher häufige und damit für das allgemeine Publikum gut erlebbare Arten. Der spanische BirdLife-Partner SEO dagegen setzte lange konsequent auf den Ursprungsgedanken, nämlich ein Jahr lang für ausgesprochen seltene Arten Werbung zu betreiben und für diese Artenschutzprogramme anzustoßen. So kamen in Spanien „Spitzenarten“ wie Marmelente, Balearen-Sturmtaucher und Kamm-Blässhuhn zu Jahresvogelehren.
Mit der Kolbenente 2008 – immerhin 4000 spanische Brutpaare – und der Rohrammer 2009 wird diese Linie nun etwas aufgeweicht. Allerdings brütet die in Deutschland mit bis zu 400.000 Paaren recht häufige Rohrammer in Spanien nur in wenigen kleinen Regionen und muss wegen Zerstörung von Feuchtgebieten deutliche Rückgänge hinnehmen. Wesentlich größer sind die Winterbestände, da dann zahlreiche der in Mitteleuropa als Teilzieher lebenden Rohrammern die iberische Halbinsel aufsuchen. Besonderheit in Spanien: Neben der Rohrammer gibt es mit der von der Sociedade Galega de Ornitoloxia gekürten Krähenscharbe (Phalacrocorax aristotelis) auch noch einen Vogel des Jahres 2009 für die autonome Provinz Galizien.
Saatkrähe und Rotfußfalke: Doppelpack in Ungarn
Eine interessante Variante hat sich der ungarische BirdLife-Partner MME ausgedacht: 2009 wurden mit dem Rotfußfalken und der Saatkrähe gleich zwei Arten zu Vögeln des Jahres erklärt. Wie in vielen Staaten Europas leidet die Saatkrähe auch in Ungarn vor allem unter direkter Verfolgung durch den Menschen. Gab es 1980 noch gut 250.000 Brutpaare der Saatkrähe, sind es in Ungarn heute nicht mehr als 35.000 Paare. Rotfußfalken gelten als Charaktervögel der ungarischen Tiefebene. Doch der Rückgang der Krähen wirkt sich direkt auf die Falken aus, denn diese nutzen zum Brüten mit Vorliebe alte Saatkrähennester. Außerdem finden die Insekten- und Mäusefresser in der intensivierten Agrarlandschaft immer weniger Nahrung. Rotfußfalken besiedeln ein geschlossenes Areal von Zentralsibirien bis zur Ukraine und Bulgarien. In Ungarn erreichen sie den Westrand ihrer Verbreitung, der ungarische Bestand liegt inzwischen unter 1000 Brutpaaren.
Inzwischen gibt den „Vogel des Jahres“ auch außerhalb Europas. So wurde in Südafrika für 2009 der Kap-Rötel gekürt – auf Afrikaans „Gewone Janfrederik“ genannt. Der von der Gestalt her unseren Rotschwänzchen recht ähnlich sehende Wald- und Buschlandbewohner kommt auch häufig in Gärten vor.
Der neuseeländische BirdLife-Partner Royal Forest and Bird Protection Society ließ erstmals 2005 per Abstimmung in der Mitgliederzeitschrift einen „Bird of the Year“ wählen, wobei jedes Jahr sämtliche heimische Vogelarten antreten. 2008 gewann der Kakapo (Strigops habroptilus), die weltweit einzige ein flugunfähige Papageienart. Dieser auch Eulenpapagei genannte Vogel war schon nahezu ausgestorben, so dass man von einigen Jahren ein großes Schutzprogramm startete. Dabei wurden alle noch bekannten wild lebenden Kakapos auf zwei kleine Inseln umgesiedelt, wo sie vor Katzen, Ratten und anderen eingeschleppten Räubern sicher sind. 2009 gewann die erst im Oktober endende Abstimmung der als Nationalvogel Neuseelands geltende Kiwi. (elg)
Die Vögel des Jahres 2009 international
- Armenien: Uhu (Bubo bubo)
- Deutschland und Österreich: Eisvogel (Alcedo atthis)
- Estland: Waldkauz (Strix aluco)
- Lettland: Kormoran (Phalacrocorax carbo)
- Luxemburg: Turmfalke (Falco tinnunculus)
- Neuseeland: Kiwi (Apteryx australis)
- Norwegen: Kampfläufer (Philomachus pugnax)
- Portugal: Rotkopfwürger (Lanius senator)
- Schweiz: Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
- Slowakei: Dohle (Corvus monedula)
- Spanien: Rohrammer (Emberiza schoeniclus)
- Südafrika: Kap-Rötel (Cossypha caffra)
- Tschechien: Wasseramsel (Cinclus cinclus)
- Ukraine: Beutelmeise (Remiz pendulina)
- Ungarn: Rotfußfalke (Falco vespertinus) und Saatkrähe (Corvus frugilegus)
- Weißrussland: Graugans (Anser anser)