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Erfolgreicher Exportartikel "Vogel des Jahres" / Nun auch in Südafrika
Ob als Oiseau de l"année, Ave del Año, Ptaki roku (tschechisch) oder Gada putns (lettisch): Europaweit erfreut sich der "Vogel des Jahres" zunehmender Beliebtheit, rund ein Dutzend Länder wählen jeweils ihren eigenen Jahresvogel. Selbst in Neuseeland und in Südafrika gibt es neuerdings einen "Bird of the Year".
Doch wer hat"s erfunden? Anders als bei einem bekanntem Kräuterbonbon waren es beim Vogel des Jahres nicht die Schweizer, sondern die Deutschen, genauer gesagt die Baden-Württemberger. Hier fand nämlich 1970 mit dem Graureiher ein regionaler Jahresvogel-Probelauf statt, bevor der NABU - damals noch "Deutscher Bund für Vogelschutz" (DBV) - dann 1971 den Wanderfalken zum ersten bundesweiten Jahresvogel kürte.
Ebenso wie die österreichischen Vogelschützer und später auch Luxemburg stieg der schweizerische BirdLife-Partner SVS allerdings schon bald mit ein und übernahm jeweils den deutschen Jahrsvogel auch für die Eidgenossenschaft. Inzwischen wählt der SVS einen eigenständigen Jahresvogel - in diesem Jahr den Eisvogel -, während BirdLife Österreich weiterhin die Wahl des nördlichen Nachbarn übernimmt.
Außerhalb des deutschen Sprachraums hat sich der "Vogel des Jahres" vor allem im Osten zu einem ausgesprochenen Exportschlager entwickelt. Bereits kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rief Tschechien seinen ersten "Vogel des Jahres" aus, bald darauf folgten Slowenien, die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, schließlich auch Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken Weißrussland, Ukraine und selbst Georgien.
Im Westen dagegen gibt es den Jahresvogel nach NABU-Vorbild lediglich in Spanien, während etwa in Frankreich oder in den angelsächsischen Ländern der Begriff "Vogel des Jahres" nur im Zusammenhang mit besonders seltenen Beobachtungen oder Erstbeobachtungen in einem Jahr verwendet wird.
Die meisten Länder küren der NABU-Linie folgend inzwischen eher häufige und damit für das allgemeine Publikum gut erlebbare Arten. Die meisten Länder küren der NABU-Linie folgend inzwischen eher häufige und damit für das allgemeine Publikum gut erlebbare Arten. Ungarn etwa wählte 2006 den Neuntöter, um den wichtigen Beitrag des Landes zur Artenvielfalt in der Europäischen Union zu demonstrieren. Die rund 600.000 ungarischen Brutpaare machen fast ein Drittel des EU-Bestands an Neuntötern aus.
Der spanische BirdLife-Partner SEO dagegen setzt weiter konsequent auf den Ursprungsgedanken, nämlich ein Jahr lang für ausgesprochen seltene Arten Werbung zu betreiben und für diese Artenschutzprogramme anzustoßen. So kamen in den letzten Jahren in Spanien "Spitzenarten" wie Marmelente, Balearen-Sturmtaucher, Kamm-Blässhuhn und zuletzt der Habichtsadler zu Jahresvogelehren. Auch 2006 wurde mit der Dupont-Lerche eine besonders seltene Art gewählt - erstmals per Internet-Abstimmung, wobei sich die Lerche knapp gegen die Rauchschwalbe durchsetzte. Die Dupont-Lerche kommt europaweit ausschließlich in Spanien vor, musste dort aber erhebliche Bestandseinbußen erleiden. Bei der letzten Erhebung 1999 wurden lediglich 4.000 Lerchen gezählt, 1988 waren es noch 13.000.
Inzwischen gibt den "Vogel des Jahres" auch außerhalb Europas. Der neuseeländische BirdLife-Partner Royal Forest and Bird Protection Society - kurz Forest and Bird genannt - hat im 2005 erstmals per Abstimmung in der Mitgliederzeitschrift einen "Bird of the Year" gewählt. Gewonnen hat dabei nicht der Nationalvogel Kiwi, sondern der weit verbreitete Tui (Prosthemadera novaeseelandiae), der bei insgesamt 73 genannten Arten immerhin ein Fünftel aller Stimmen auf sich vereinigen konnte. Da die neuseeländische Abstimmung jeweils rückwirkend erst im Herbst stattfindet, liegt für 2006 noch kein Ergebnis vor.
Anders in Südafrika, dem zweiten außereuropäischen Land mit einem Vogel des Jahres. Hier wurde für 2006 das Helm-Perlhuhn ernannt. Dieser Vogel - die Stammform des Hausperlhuhns - ist in großen Teilen Ost- und Südafrikas weit verbreitet. BirdLife South Africa hat absichtlich eine Art ausgesucht, die auch Laien gut bekannt ist. Dabei sollen vor allem Kinder angesprochen werden, um sie für Naturschutzbelange zu interessieren. Vom 1. bis 7 Mai. veranstaltet BirdLife hierzu eine landesweite Vogelwoche. Mit dem Nationalen Botanischen Garten und den Johannisburg Parks wird außerdem im Großraum Johannesburg ein mit 35.000 Rand - rund 4700 Euro - dotierter Schulwettbewerb durchgeführt. (elg)
Die Vögel des Jahres 2006 international
- Aserbaidschan: Weißkopf-Ruderente
- Deutschland und Österreich: Kleiber
- Estland: Schafstelze
- Georgien: noch nicht benannt
- Lettland: Turmfalke
- Luxemburg: Mauersegler
- Russland und Weißrussland: Kiebitz
- Schweiz: Eisvogel
- Spanien: Dupont-Lerche
- Südafrika: Helm-Perlhuhn
- Tschechien: Seeadler
- Ukraine: Blaukehlchen
- Ungarn: Neuntöter
Beitrag erstellt am 25. April 2006, zuletzt ergänzt am 28. Dezember 2006.