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Abwärtstrend bei Feld- und Wiesenvögeln hält an
Kiebitz, Braunkehlchen und Rebhuhn leiden besonders unter EU-Agrarpolitik
21. Oktober 2019 - Der NABU sieht sich angesichts des anhaltenden Abwärtstrendes bei Feld- und Wiesenvögeln in seinen Forderungen nach einer umweltverträglicheren EU-Agrarpolitik bestätigt. Besonders bodenbrütende Vogelarten und Insektenfresser nehmen in ihren Beständen ab, wie aus einem Bericht der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (D-OG) und damit wichtigsten deutschen Wissenschaftsverbandes der Ornithologie hervorgeht, der heute veröffentlicht wird.
Wie die DOG-Fachgruppe „Vögel der Agrarlandschaft“ ermittelt hat, ist die Zahl der abnehmenden und stark abnehmenden Arten von 55 Prozent auf 68 Prozent gestiegen. Dies lasse eine weitere Verschlechterung der Bestandssituation der Agrarvogelarten erkennen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Papier „Erfordernisse zum Erhalt unserer Agrarvögel“ der 120 Fachleute aus Wissenschaft und Praxis. Dem Bericht liegt eine Gegenüberstellung der Kurzzeittrends der nationalen Vogelschutzberichte 2013 und 2019 zugrunde.
„Kiebitz, Braunkehlchen und Rebhuhn leiden massiv unter der EU-Agrarpolitik. Es sind nicht die einzelnen Landwirtinnen und Landwirte, sondern die aktuelle Agrarpolitik und das Festhalten der Agrarlobby an überholten Strukturen, was unsere Feldvögel an ihre existenzielle Grenzen bringt. Darum sind entsprechende Maßnahmen und eine ausreichende Finanzierung notwendig, damit Natur und Landwirtschaft gleichermaßen profitieren.“
(NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller)
Wende in der EU-Agrarpolitik erforderlich
Der NABU fordert deshalb eine Zweckbindung der EU-Agrargelder. 15 Millarden Euro sollen EU-weit jährlich für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft fließen. Darüber hinaus sollten biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf zehn Prozent der Fläche in jedem Betrieb stattfinden.
Auch die Ornithologen sprechen sich für eine Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2021 aus, mit deutlich weniger Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, einer Förderung des Ökolandbaus sowie strukturreichen Landschaften mit Hecken, Feldwegen, Brachen und mehr Dauergrünland. Damit stützen sie die klaren Forderungen des NABU.
Als wesentliche Urache für die Bestandsrückgänge sehen die Fachleute die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere durch Pestizideinsatz, starke Düngung, den Verlust von Landschaftselementen wie Ackerbrachen, die Einengung der Fruchtfolgen, zum Beispiel durch den vermehrten Maisanbau für Biogasanlagen, durch Eutrophierung und Verlust von ökologisch wertvollem Dauergrünland. Auch das mit der aktuellen EU-Agrarförderperiode eingeführte sogenannte „Greening“ hat wegen des zu geringen Flächenansatzes und der Anrechenbarkeit von wenig wirksamen Maßnahmen nicht zur Verbesserung der Bestandssituation der Agrarvögel beigetragen.
Konstruktive Lösungen sind gefragt - auch vom Bauernverband und der Politik
Mit Blick auf die aktuellen landwirtschaftlichen Proteste gegen mehr Natur-, Wasser- und Klimaschutz in der Agrarpolitik fordert der NABU Politik und Bauernverband auf, Vorschläge zur Lösung der Krise zu machen und sich mit den seit langem vorliegenden Vorschlägen von Umweltverbänden und alternativen Landwirtschaftsverbänden konstruktiv auseinanderzusetzen, statt sie pauschal von der Hand zu weisen.
Der NABU will die Landwirt*innen nicht in den Ruin treiben. Im Gegenteil: Wir wollen, dass sich Naturschutzmaßnahmen für die Landwirtschaft lohnen. Leider ist es der Politik seit Jahrzehnten nicht gelungen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Stattdessen werden Fördergelder per Gießkanne verteilt. In den Bauernprotesten zeigt sich, wie kaputt das derzeitige Fördersystem ist – ein Grund mehr, endlich eine neue Agrarpolitik auf den Weg zu bringen, die die Existenz von Betrieben und den Schutz der Natur sichert statt den Profit von Agarkonzernen.
Angesichts der erneut belegten dramatischen Bestandsentwicklung bei Feld- und Wiesenvögeln und der Proteste von Landwirt*innen und Naturschützer*innen in Europa ist es umso unverständlicher, dass die EU-Agrarminister*innen und die Agrarlobby bei den aktuellen Verhandlungen in Brüssel eher das Gegenteil tun: Statt mehr Naturschutz zuzulassen, wollen sie Umweltstandards aushöhlen und die ineffizienten Direktzahlungen zementieren.
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