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Melden Sie uns kranke oder tote Amseln
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Das tropische Usutu-Virus kann zwischen Mai und November zum Teil massenhafte Todesfälle unter heimischen Vögeln verursachen. Vor allem Amseln sind davon betroffen. Das Virus wird von Stechmücken auf die Tiere übertragen. Um Verbreitung und Auswirkungen dieser neuen Gefährdungsursache für Vögel zu erfassen und zu bewerten, bittet der NABU auf dieser Seite um die Meldung kranker oder toter Amseln und das Einsenden von Proben an Virus-Experten.
Der NABU sammelt bereits seit 2011 verdächtige Totfundmeldungen. Gleichzeitig werden verendete Vögel durch Labore untersucht. Ergänzend ist die weitergehende Erforschung unterschiedlichster Aspekte dieses komplexen und bislang einmaligen Geschehens auch im Hinblick auf zukünftige Ausbrüche importierter Krankheitserreger notwendig. Der NABU begrüßt die geplanten Forschungsaktivitäten ausdrücklich und unterstützt die Wissenschaftler mit den nachfolgenden Erfassungen, an denen sich interessierte Vogelbeobachter mit einbringen können.
Tote und kranke Amseln online melden
Von Mai bis November, also in der Zeit, in der Usutu-Infektionen auftreten können, schaltet der NABU unten auf dieser Seite ein Meldeformular frei. Über dieses Formular sollten Sie melden, wenn Sie kranke oder vermutlich an einer Krankheit gestorbene Amseln in Ihrer Umgebung feststellen. Bitte machen Sie dabei möglichst genaue Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Fundumständen und zu den Symptomen der Vögel. Der NABU sammelt alle Daten, wertet sie aus und stellt sie Wissenschaftlern zur Verfügung. Diese einfache Methode hilft uns, das Ausbruchsgeschehen zu verfolgen, geografisch einzugrenzen und ggf. neue Ausbruchsregionen zu erkennen.
Fotos betroffener Vögel einsenden
Seit Beginn der Usutu-Ausbrüche gab es immer wieder Hinweise auf auffällige Verhaltensweisen (Apathie, fehlendes Fluchtverhalten, Schwanken und Torkeln) und Gefiederveränderungen (zerzaustes Aussehen). Nicht alle dieser Symptome betreffen Vögel mit Usutu-Infektionen. Wir wollen diesem Phänomen weiter auf den Grund gehen und Symptome von Usutu-Infektionen besser kennen lernen. Daher bitten wir Sie, uns neben der Meldung über das Formular Digitalfotos von solchen auffälligen Amseln und anderen Vögeln einzusenden, und idealerweise gleichzeitig verendete Vögel zur Untersuchung ins Labor zu schicken. Senden Sie ihre Fotos an Stefan.Bosch@NABU-BW.de und geben Sie bitte Funddatum und Fundort an und ob Sie mit einer Veröffentlichung des Bildes auf unserer Homepage einverstanden sind.
Amselbestände erheben
Über Ihre Teilnahme an den beiden großen Mitmach-Aktionen „Stunde der Wintervögel“ (Anfang Januar) und „Stunde der Gartenvögel“ (Anfang Mai) können Sie als Mitforschende die Auswirkungen der Usutu-Ausbrüche auf die Bestände der Amseln in Deutschland erfassen. Die Ergebnisse der Aktionen im Jahr 2012 haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Amselbestände in Landkreisen mit Usutu-Ausbruch um durchschnittlich 21 Prozent mehr zurückgegangen sind als in Landkreisen ohne Usutu. Die Ergebnisse decken sich auffallend gut mit den Ergebnissen Wiener Wissenschaftler, die nach dem dortigen Usutu-Ausbruch Amselbestände erfasst und verglichen hatten. Beteiligen Sie sich an der Gartenvogelzählung und liefern Sie uns Daten über den aktuellen Zustand der Vogelwelt! Je mehr Daten eingehen, umso aussagekräftiger werden die Ergebnisse.
Einsendung toter Vögel
Besonders wichtig ist der virologische Nachweis von Usutu-Viren in tot aufgefundenen Amseln und andern Vögeln. Diese Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNI) sowie manche Untersuchungsämter vor. Das BNI sammelt bundesweit alle Untersuchungsergebnisse und wertet sie aus.
Bitte unterstützen Sie die wissenschaftliche Untersuchung toter Vögel durch das Einsenden toter Vögel. Die Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und frischtot eingeschickt werden. Bitte beachten Sie dazu folgende Punkte:
- Obwohl nach aktuellem Wissenstand keine Infektionsgefahr von den Vögel ausgeht, wird zum Hantieren mit toten Vögeln das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen.
- Tote Vögel sollten direkt an das BNI in Hamburg geschickt werden.
- Sorgen Sie bitte für einen zügigen Versand und eine sichere Verpackung! Idealerweise sollten die Vögel mit einem Tiefkühlakku versehen, gut gepolstert und wasserdicht verpackt versendet werden. In den Sommermonaten ist eine Isolation mit Styropor sinnvoll.
- Es empfiehlt sich besonders vor Wochenenden die Einsendung mit dem BNI oder den Untersuchungsämtern vorab telefonisch abzustimmen.
- Ist ein sofortiger Versand nicht möglich, müssen die Vögel bis zum Versand gut verpackt tiefgefroren aufbewahrt werden.
- Einsender sollten auf der Verpackung den Schriftzug „Freigestellte veterinärmedizinische Probe“ anbringen.
- Fügen Sie Ihrer Sendung genaue Informationen zum Absender sowie zu Fundort (mit PLZ) und Funddatum bei.
- Leider können keine Versand- und andere Unkosten erstattet werden. Wie zahlreiche Mitmenschen unterstützen Sie mit ihrer Zuarbeit jedoch die Erforschung des Usutu-Viren-Ausbruches tatkräftig!
- Die Untersuchung der eingesandten Vögel wird vom BNI kostenlos vorgenommen, und selbstverständlich erhält jeder Einsender vom BNI eine Rückmeldung über das Resultat der virologischen Untersuchung.
Untersuchungsstelle für Usutu-Viren
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI)
Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Tel. 040-285380-862 , Fax 040-42818-941
luehken@bnitm.de
Untersuchungsämter
In der Regel nehmen Untersuchungsämter aller Bundesländer die Tiere an und leiten diese weiter. Privatpersonen können den Amtstierarzt des Kreises aufsuchen, der üblicherweise die toten Vögel über die Amtsstelle an das jeweilige Untersuchungsamt leitet.
FAQs zur Meldung
Bitte erst lesen, dann melden
Wie erkenne ich, ob die Amsel an Usutu gestorben ist?
Die eingehenden Meldungen verdeutlichen, dass in der Vogelwelt der Tod allgegenwärtig ist. Es ist völlig normal, dass von ausgeflogenen Jungvögeln 80 Prozent das erste Lebensjahr nicht überleben. Daher werden uns immer wieder aus dem Nest gefallene oder gerade flügge Jungvögel gemeldet, die zu Tode kamen. Möglicherweise waren sie geschwächt, krank oder wurden von ihren Eltern nicht mehr betreut. Häufige Todesursachen sind auch Kollisionen mit Fahrzeugen oder Anflüge gegen Fenster- und andere Glasflächen. Diese Vögel weisen oft Knochen- und Wirbelsäulenbrüche auf, bei ihnen tritt aufgrund innerer Verletzungen Blut aus dem Schnabel aus und am Glas sind Aufprallspuren (Vogelumrisse, Federn) zu finden. Manche tote Amseln wurden Opfer von Beutegreifern wie Katzen (dem weitaus häufigsten Beutegreifer!), Mardern oder Rabenvögeln.
Wie äußert sich eine Usutu-Erkrankung?
Amseln, die mit Usutu-Viren infiziert sind, zeigen nach den bisherigen Erkenntnissen ein apathisches Verhalten, keine Fluchttendenzen bei Annäherung, torkelnde Bewegungen und im Kopfbereich ein zerzaustes Gefieder.
Die Amsel hat Gefiederdefekte. Hat sie Usutu?
Häufig zeigen Amseln auch andere, nicht mit Usutu-Viren in Zusammenhang stehende Gefiederdefekte auf, wie z.B. weiße Gefiederanteile oder weiße Einzelfedern, völlig kahle Köpfe und Hälse, am gesamten Körper zerzaustes Gefieder mit Befiederungslücken. Aufgrund von Verletzungen kann es zu kleinen federlosen „Kopfschrammen“ kommen.
Die Amsel hechelt. Ist sie krank?
An warmen Sommertagen kann man gelegentlich Amseln und andere Vogelarten beobachten, die mit geöffnetem Schnabel und hängenden Flügeln nach Luft zu schnappen scheinen. Dieses „Hecheln“ ist ein normales Verhalten zur Thermoregulation bei hohen Umgebungstemperaturen. Diese Vögel sind nicht krank, sondern versuchen ihren Körper zu kühlen.
Die Amsel hat ihre Schwanzfedern verloren. Hat sie Usutu?
Schwanzlose Amseln haben ihre Schwanzfedern durch Unfälle oder bei einer Begegnung mit einem Beutegreifer verloren. Schwanzlosigkeit wurde bisher nicht mit einem Usutuviren-Befall in Verbindung gebracht. Bei der nächsten Mauser wachsen die fehlenden Federn wieder nach und der Vogel erhält wieder seine volle Flug- und Steuerfähigkeit. Trotz fehlender Schwanzfedern sind die Vögel nicht entscheidend in ihrer Fortbewegung eingeschränkt.
Tote Amsel gefunden - besteht Infektionsgefahr?
Usutu-Viren werden durch Insektenstiche (Stechmücken) von Tier zu Tier übertragen. Von toten Vögeln geht nach derzeitigem Wissenstand keine Gefahr aus. An Wasserstellen (Vogeltränken, Gartenteiche) oder Futterstellen kann es -im Gegensatz zu Salmonellen oder Trichomonaden- nicht zu einer Usutu-Virus-Übertragung über das Wasser kommen. Dennoch sollten Futterstellen und Wasserstellen unabhängig vom Usutu-Virus sauber gehalten werden. Tote Vögel sollen nur mit Schutzhandschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte gegriffen werden. Für Menschen besteht nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesundheitliche Gefahr durch bei Stechmücken-Stichen übertragene Usutu-Viren. In der Fachliteratur sind nur wenige Fälle von Erkrankungen bekannt.
Tote Amsel – was tun?
Tot aufgefundene Amseln sollten möglichst im frischtoten Zustand zur virologischen Untersuchung eingesandt bzw. weiter geleitet werden. Ist dies nicht möglich oder der Vogel bereits fortgeschritten verwest, kann der tote Vogel begraben oder im Hausmüll entsorgt werden.
Haben auch Grünfinken und andere Vögel Usutu?
Immer wieder werden uns auch verhaltensauffällige oder tote Grünfinken gemeldet. Diese Vögel sind meistens nicht von Usutu-Viren betroffen sondern von einem anderen Erreger, dem Einzeller Trichomonas gallinae. Die Trichomonaden sorgen gerade an im Sommer betriebenen Futterstellen und insbesondere an Wasserstellen (Bade- oder Tränkestellen) immer wieder für Vogelsterben unter den Grünfinken. Wenn Sie tote oder kranke Vögel im Sommer an Ihren Futter- oder Wasserstellen finden, stellen Sie die Fütterung und die Bereitstellung der Wasserstellen bitte sofort ein, um die weitere Übertragung von Krankheitserregern, die im Sommer besonders schnell vonstatten geht, zu verhindern. Sie sollten dann erst zum Winter hin wieder mit der Fütterung fortfahren.
Auch Singdrosseln, andere Drosseln und gelegentlich andere Vogelarten erkranken an dem Usutu-Virus und sterben auch manchmal daran. Dies passiert jedoch wesentlich seltener als bei Amseln. Bitte melden Sie diese Vögel trotzdem und schreiben in das Bemerkungsfeld, um welche Vogelart es sich gehandelt hat
Ich sehe kaum noch Amseln im Garten. Ist meine Gegend besonders stark betroffen?
Der Spätsommer ist eine Zäsur im Amseljahreslauf: die Brutzeit mit Gesang, Balz und Jungvogelversorgung ist vorüber, die Vögel stellen die Ernährung um, ziehen sich zum Mausern zurück und weichen an heißen Tagen an Bäche und Waldränder aus. In den Gärten versiegt das Beerenangebot und bei Trockenheit sind die Regenwürmer kaum erreichbar. Sieht man im August/ September keine oder nur sehr wenige Amseln, muss das nicht zwangsläufig mit Usutu-Viren zu tun haben, sondern kann ein ganz normales Phänomen dieser Jahreszeit sein.
Ich sehe kaum noch Vögel im Garten. Ist meine Gegend besonders stark betroffen?
Im August und September ist für die meisten Vögel die Fortpflanzungsperiode abgeschlossen und sie treten nicht mehr durch laute Gesänge oder geschäftige Brutpflege in Erscheinung. Manche Vogelarten wandern bereits aus dem Brutgebiet ab oder ziehen sich zur Mauser zurück. Von daher ist es nicht beunruhigend, wenn in dieser Zeit deutlich weniger Vögel anzutreffen sind. Usutu-Viren können unterschiedlichste Vogelarten betreffen, am häufigsten jedoch die Amseln. Bislang gibt es kaum Anhaltspunkte, dass auch andere gängige Gartenvögel wie Meisen, Finken oder Grasmücken in großem Ausmaß den Usutu-Viren zum Opfer fallen.
Zum ersten Mal wurde das Usutu-Virus im Jahr 1959 in Südafrika isoliert. Nach Deutschland kam es im Jahr 2011, als sich Funde über tote Amseln am Oberrhein häuften. Befallene Vögel wirken apathisch und sterben meist innerhalb weniger Tage. Mehr →
Nach dem Erstnachweis des Usutu-Virus für Deutschland 2010 kam es 2011/2012 zu einem alarmierenden Amselsterben. Nach einigen unauffälligen Jahren trat das Virus 2016 bis 2019 erneut sehr stark auf und breitete sich bundesweit aus. Seitdem gab es nur noch regional nennenswerte Ausbrüche. Mehr →
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