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Jetzt NABU-Mitglied werden!„Was ist Bioökonomie?“
Der NABU-Beitrag zum Wissenschaftsjahr 2020
Das Wissenschaftsjahr 2020 widmet sich der Bioökonomie. Dafür werden vielfältige Mitmach-Aktionen, Ausstellungen, Online-Angebote und kritische Diskussionen angeboten, um Wissen zu allen Themen rund um die Bioökonomie verständlich zu vermitteln. Vor diesem Hintergrund entwickelte der NABU einen interaktiven Informationsstand. Anhand eines greifbaren Praxisbezugs soll das Konzept der Bioökonomie erklärt und das persönliche Verständnis des Naturbegriffs in Frage gestellt werden.
Was versteht man unter dem Begriff Bioökonomie?
Einfach erklärt, ist Bioökonomie ein auf nachwachsenden Rohstoffen basierendes Wirtschaftssystem. Als Rohstoffe können dabei nicht nur Pflanzen, Holz und Nutztiere eingesetzt werden– sondern auch organische Reststoffe, Mikroorganismen, Algen und Insekten. Langfristig soll ein Großteil der weltweit verwendeten fossilen Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden.
Denn die Nutzung fossiler Ressourcen ist nicht nur für die zunehmende Umweltverschmutzung und den Verlust an biologischer Vielfalt, sondern auch für den Ausstoß von klimaschädlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Um den Klimawandel und die Zerstörung der Umwelt zu begrenzen, müssen wir die fossilen Energieträger im Boden lassen und unser Wirtschaftssystem Schritt für Schritt auf biobasierte Rohstoffe und Produkte umstellen.
Doch dieser Ansatz ist nicht konfliktfrei:
Auf dem Acker werden vorrangig Lebens- und Futtermittel produziert, der Wald wird als Lebensraum für viele Tiere, aber auch als Rohstofflieferant zum Bauen und Heizen gebraucht. Landwirtschaftliche Böden, biologische Rohstoffe und Naturschutzflächen sind schon jetzt ein knappes Gut.
Die Landwirtschaft, so wie wir sie kennen, trägt bereits heute massiv zum Klimawandel bei. Sie ist also Problem und Lösung zugleich.
Ein Praxisbeispiel
2017 wurden in Deutschland 6.354 Tonnen Himbeeren geerntet. Die bundesweite Bevölkerung verwertet jährlich aber bis zu 73.000 Tonnen Himbeeren. Somit deckt die in Deutschland produzierte Menge an Himbeeren nur einen kleinen Teil von sechs Prozent des tatsächlichen Verbrauchs. Der Großteil der Beeren wird aus anderen Ländern importiert, vor allem aus Polen und Spanien. Der Anbau der arbeitsintensiven Beerenkultur erfordert ein Vielzahl an Ressourcen: Flächen, Arbeitskräfte, CO2, Energie, Wasser, Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Und gleichzeitig steigt die industrielle Nachfrage nach dem natürlichen Himbeergeschmack für Nahrungs-, Genuss- und Arzneimittel weiter. Dabei stellt sich die entscheidende Frage:
Wie kann der beliebte Himbeergeschmack in ausreichender Menge naturverträglich hergestellt werden?
Für das charakteristische Himbeeraroma ist nur ein Molekül verantwortlich. Dieses kann mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen in großen Mengen erzeugt werden. Dafür werden die genetischen Informationen aus der Himbeerpflanze, die das Aromamolekül verschlüsseln, in das Bakteriengenom übertragen. In einem von der Umwelt abgeschirmten Behälter werden die gentechnisch veränderten Bakterien mit Zuckern und Nährstoffen gefüttert, sodass sie in der Lage sind, das Himbeeraroma selbst herzustellen. Das Aromamolekül wird anschließend von den Bakterien isoliert und für die weitere Verarbeitung in Joghurt, Süßigkeiten oder Duschbad aufbereitet.
Auf diese Weise können nicht nur Aromen, sondern auch lebenswichtige Hormone, Enzyme, Vitamine, Antibiotika und Feinchemikalien besonders ressourcenschonend sowie kosten- und zeitsparend hergestellt werden.
Wir wollen mit diesem Stand einen Diskurs einleiten, wie natürlich wir uns die Himbeere wünschen. Und wie wir mit den vielen Widersprüchen zwischen unseren Konsumwünschen und Vorstellungen von Natur umgehen.
- Wie gehen wir mit unseren hohen Konsumansprüchen um?
- Ist Biotechnologie eine Lösung?
- Wie stehen wir zu biotechnologisch hergestellten, natürlichen Aromen?
- Wie gehen wir mit dem Flächendruck um?
Die Bannerausstellung als Vorschau
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