Kümmern wir uns gemeinsam darum, die faszinierende Vielfalt in unseren letzten lebendigen Wäldern zu bewahren.
Jetzt Informieren!Wälder: Lebensraum und Verbündete im Kampf gegen die Umweltkrise
Wälder stellen global und national die wichtigsten terrestrischen Lebensräume für Pilze, Pflanzen und Tiere, aber auch für uns Menschen dar. Sie erbringen wertvolle ökologische Leistungen. Hierzu gehören die Wasser- und Kohlenstoffspeicherung genauso wie die Produktion von Sauerstoff und vom hochwertigen Werkstoff Holz.
Wälder bieten uns Inspiration, Erholung und Gesundheit. Wälder sind unverzichtbare Verbündete in der planetaren Umweltkrise. Damit sie das bleiben und weiter ihre Leistungen für uns erbringen, benötigen sie jedoch ihre natürliche Biodiversität und Strukturvielfalt, die Integrität des Waldinnenklimas, intakte Böden, Nährstoff- und Wasserhaushalte, Schutz vor Schadstoffen, invasiven Arten und Zerschneidung sowie konsequenten Klimaschutz.
Was braucht es, um Wälder für die Zukunft zu wappnen?
Mit diesem Grundsatzprogramm Wald möchte der NABU auch einen Beitrag leisten zur globalen Dekade für die Wiederherstellung der Ökosysteme. Damit Wälder eine Zukunft haben, müssen wir ihren Schutz und ihre Nutzung global denken und lokal verantwortungsbewusst umsetzen. Das Grundsatzprogramm skizziert zunächst „unseren Wald der Zukunft“ und vergleicht diesen mit der aktuellen Situation.
Anschließend legt es dar, was aus Sicht des NABU notwendig wäre, um unserem Zielbild näher zu kommen und welche (Ziel-)Konflikte dabei zu lösen sind. Dieses Programm ist langfristig angelegt und wird durch konkrete Positionspapiere und Forderungen an die Politik untermauert. Es soll die Haltung des NABU zu den Fragen darstellen, die uns und die Gesellschaft beim Thema Wald und Waldnutzung bewegen.
Wie sieht der Wald der Zukunft aus?
Unser Wald der Zukunft ist natürlich oder zumindest naturnah, möglichst anpassungsfähig in der Klimakrise und bietet der Gesellschaft existentielle Ökosystemleistungen. Indem er die natürlichen Sukzessionsphasen und altersbedingten Entwicklungsstadien durchläuft, weist er seine ganze lebensraumtypische Struktur- und Artenvielfalt auf, was Grundlage von Stabilität und Resilienz dieses langlebigen Ökosystems ist.
Durch eine Kombination von striktem Schutz (auf mindestens 15 Prozent der Waldfläche), naturschutzorientiertem Management in den anderen Teilen des Schutzgebiets-Systems und durch eine nachhaltige, ressourcenschonende, naturnahe Nutzung auf der übrigen Fläche können die Ökosystemleistungen unserer Wälder für die Zukunft gesichert, gestärkt und wiederhergestellt werden.
Natürliche Entwicklung auf 15 Prozent der Waldflächen
Hoffnung macht die EU-Biodiversitätsstrategie 2030, welche in den europäischen „Green Deal“ eingebettet ist und auf die Wiederherstellung von Arten, Lebensräumen und Ökosystemleistungen setzt. Bis 2030 sollen jeweils 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresflächen unter effektiven Schutz gestellt sein. Auf einem Drittel dieser Fläche soll ein strikter Schutz dafür sorgen, dass die natürlichen Prozesse ungestört ablaufen können, insbesondere auch in allen verbleibenden Ur- und Altwäldern.
Der NABU fordert, dass bis 2030 mindestens 15 Prozent der Waldfläche Deutschlands der natürlichen Waldentwicklung vorbehalten sein soll. Um einen günstigen Erhaltungszustand aller Tier- und Pflanzenarten im Sinne des EU-Naturschutzrechts zu erreichen oder zu erhalten, müssen alle hierfür notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. Auch die hohen Stickstoffeinträge müssen weiter reduziert werden, um Bäume, Waldböden, Biodiversität und Wasserqualität dauerhaft zu schützen.
Zusätzlich sollte Deutschland auf weitere Privatisierungen von öffentlichen Waldflächen des Bundes und der Länder dauerhaft verzichten. Wälder müssen vor Rodungen, Zerschneidungen, Infrastrukturprojekten oder anderer Bebauung sowie vor Schäden durch forstwirtschaftliche oder landwirtschaftliche Maßnahmen geschützt werden.
Bäume müssen wieder alt werden dürfen
Das Waldmanagement der Zukunft muss am Primat der Ökologie ausgerichtet werden. Mit Blick auf die Dynamik, Struktur und Zusammensetzung sind möglichst naturnahe, resiliente sowie kohlenstoffbindende Wälder und Waldböden zu schaffen. Hierfür muss das Waldmanagement insbesondere eine Naturverjüngung mit Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft anstreben sowie Strukturreichtum, große Biomassevorräte (einschließlich Totholz) und ein möglichst feucht-kühles Waldinnenklima erreichen.
Natürlichen Sukzessionsstadien im Sinne des „Mosaik-Zyklus-Konzepts“, mit möglichst typischen Anteilen und Artenspektren, muss Raum gegeben werden. Bäume müssen wieder alt werden dürfen. Der NABU setzt sich zudem für einen faktenbasierten Umgang mit Tieren im Wald ein, damit sich die notwendige gemischte Verjüngung des Waldes etablieren kann.
Dem zunehmenden Trockenstress muss begegnet werden, indem Wasserkreisläufe geschützt und Wasserspeicherkapazitäten aufgebaut werden. Langfristig ist der Waldumbau in artenreiche, naturnahe und resiliente Laubmischwälder die beste Investition in Klimaresilienz und Versicherung gegen die sich durch die Erderhitzung verschärfenden Risiken von Kalamitäten, also massive Schäden durch Insekten oder Stürme und Brände.
Energetische Nutzung von Holz erzeugt Rohstoffknappheit
Der nachwachsende, wertvolle Werkstoff Holz ist begehrt – aber nur in begrenzten Maßen nachhaltig verfügbar. Eine langlebige stoffliche Holznutzung nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft muss daher im Vordergrund stehen. Die energetische Nutzung ist aus Sicht von Natur- und Klimaschutz schädlich, sie erzeugt Holzrohstoffknappheit und erhöht den Nutzungsdruck auf die Wälder. Sie ist daher deutlich zu reduzieren.
Der NABU setzt sich für ein neues staatliches Honorierungssystem ein, das Anreize für Waldbesitzer*innen bietet. Bedingungslose Flächenprämien lehnen wir ab.
Und nicht zuletzt sollten Tourismus und die Erholung im Wald ökosystemverträglich gestaltet werden, damit auch hierdurch kein Schaden entsteht.
Verantwortung für die Wälder unseres Planeten
Mit dem Grundsatzprogramm Wald und einer Vielzahl an konkreten Positionen, Standpunkten, Projekten und Aktivitäten will der NABU zur globalen Dekade für die Wiederherstellung der Ökosysteme beitragen. Denn wir sehen uns in der Verantwortung für alle Wälder unseres Planeten. Damit sie eine Zukunft haben, wollen und müssen wir ihre Entwicklung und ihr Management global denken und eine lokal verantwortungsbewusste Umsetzung voranbringen.