Meere ohne Plastik - der NABU kämpft gegen den Plastikmüll
Aufräumen, Fortbilden und Vorbeugen
Plastikabfälle und ihre ökologischen Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften im Meer wurden lange Zeit ignoriert. Dabei sind uns die gefährlichen Folgen schon lange bekannt. Unglaubliche zehn Millionen Tonnen Plastik werden jedes Jahr in die Meere eingetragen. Und wenn wir so weitermachen wie bisher, könnte sich diese jetzt schon riesige Menge bis zum Jahr 2025 verzehnfachen, so lautet die düstere Prognose der Wissenschaft.
Knapp 100 Jahre, ein erdgeschichtlicher Wimpernschlag, haben gereicht, um unseren Planeten unwiederbringlich zu verändern. Denn Plastik vergeht nicht. Es zersetzt sich durch Salzwasser, Sonne oder Reibung lediglich in immer kleinere Partikel, eine Plastiktüte in 25 Jahren, eine Plastikflasche in 450 Jahren, ein Fischernetz in bis zu 600 Jahren.
Jedes Jahr sterben eine Million Seevögel und 100.000 Meeressäugetiere an den tödlichen Folgen. Sie verfangen sich in alten Fischernetzen, strangulieren sich und ertrinken. Sie fressen Plastikteile, die sie mit ihrer natürlichen Nahrung verwechseln, sterben an inneren Verletzungen oder verhungern mit vollem Magen.
Mikroplastik, das sind Plastikteilchen kleiner als fünf Millimeter, ist mittlerweile im Nahrungsnetz unserer Meere allgegenwärtig. Und sehr gefährlich! Während sich die winzigen Teilchen langsam zersetzen, geben sie ihre giftigen Inhaltsstoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel ins umgebende Wasser ab. Oder Muscheln und Fische nehmen die Teile auf. So landet das Mikroplastik letztlich wieder auf unseren Tellern - mit weitgehend unbekannten Folgen.
Im Zentrum der NABU-Meeresschutzarbeit: das Projekt „Meere ohne Plastik“
Unter diesem Projektdach vereinen sich viele verschiedene NABU-Aktivitäten: Wir befreien zum einen Küstenabschnitte von Abfällen, organisieren Strandreinigungsaktionen und führen Umweltmonitoring an den Stränden Fehmarns und Rügens durch, um die Müllquellen zu identifizieren und Trends im Müllaufkommen zu verstehen. Darüber hinaus haben wir im Jahr 2011 die Initiative „Fishing for Litter“ gestartet. Dabei helfen Fischer, Abfälle aus Nord- und Ostsee zu entfernen und umweltgerecht in den Häfen zu entsorgen. Los ging es mit einem einzigen Fischer auf Fehmarn, heute sind es fast 120 in zwölf Häfen.Den Plastikmüll aus dem Meer zu holen, ist die eine Aufgabe. Dafür zu sorgen, dass er dort gar nicht erst hin gelangt, die andere und noch viel wichtigere. Denn eins ist klar: Finden wir die traurigen Symptome auch im Meer, so liegen die Lösungen an Land, in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft, im Produktdesign und dem eigenen Konsumverhalten. Helfen kann jeder Einzelne: auf Plastiktüten beim Einkaufen verzichten, beim Kauf von Kosmetik darauf achten, dass kein Mikroplastik verarbeitet ist und Wertstoffe getrennt sammeln und entsorgen.
Es ist höchste Zeit zu handeln! Lesen Sie mehr auf www.meere-ohne-plastik.de
Müll fischen für saubere Meere
Das NABU-Projekt „Fishing for Litter“
Wenn Fischer Carsten Noormann mit seinem Krabbenkutter „Nordstrom 1“ den Hafen in Norddeich verlässt, macht er nicht nur Jagd auf die begehrten Krabben. Er ist einer von Deutschlands Fischern, die sich gemeinsam mit dem NABU in der Initiative „Fishing for Litter“, einer Aufräumaktion in unseren Meeren, engagieren.
Bei seiner Arbeit nimmt Noormann zwangsläufig viele Beifänge mit an Bord: Körbe voller Plastikmüll, Folien, alte, zerfaserte Fischernetze, Bierdosen und Taureste. Manchmal auch Gummistiefel oder Reste eines Fahrrads! Nur wohin damit? Zurückschmeißen ins Meer – das macht keinen Sinn. Also nehmen die Fischer ihre Müllbeute mit an Land, wo sie sie eigentlich kostenpflichtig entsorgen müssten. Aber in mittlerweile 15 Häfen stehen durch die NABU-Initiative „Fishing for Litter“ Müllcontainer bereit. Darin wird das Material kostenfrei gesammelt.
Die schädlichen Auswirkungen von Plastikmüll sind schon lange bekannt. Millionen Seevögel und hunderttausende Meeressäuger verstricken sich darin oder verenden qualvoll durch Verhungern oder Strangulation. Hinzu kommt, dass Plastik nicht verrottet, sondern nach und nach in winzige Teile zerfällt, die von Tieren über die Nahrung aufgenommen werden. So gelangt das Plastik auch in die Nahrungskette.
Kommen Sie mit an Bord und begleiten Sie uns auf einer Fahrt mit Fischer Carsten Noorman!
„Fishing for Litter“ beginnt auf Fehmarn
Im Hafen Burgstaaken auf Fehmarn beginnt das Projekt „Fishing for Litter“ im Jahr 2011. Ein Jahr später schließt sich der Heimathafen von Carsten Noormann in Ostfriesland an. Heute beteiligen sich fast 150 Fischer aus 15 Fischereihäfen in Niedersachsen, Schleswig- Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Über 25 Tonnen Müll haben die Küstenfischer seit 2011 aus den Meeren geholt.Der gesammelte Plastikmüll muss dabei durchaus nicht zwangsläufig verbrannt werden, sondern könnte sogar zukünftig noch einmal in den Stoffkreislauf zurückkehren. In einem Pilotprojekt fertigten Forscher der Universität Magdeburg- Stendal aus dem gefischten Müll neue Kunststoff-Platten oder Pellets (Granulat). Erste Meeresmüll-Objekte wurden aus dem Granulat schon hergestellt: ein Brieföffner und Rohlinge für Brillengestelle. Ein vielversprechender Ansatz!
In den nächsten Jahren wollen wir noch viele weitere Häfen und Partner für „Fishing for Litter“ gewinnen. Und für Fischer wie Carsten Noormann Angebote schaffen, damit sie ausgediente Fischereigeräte und Materialien aus der Netzreparatur in ein Recyclingsystem geben können.
Unsere Vision: Netze und Abfall dürfen nicht mehr in den Meeren landen!
Bildergalerie
Abfälle ersticken unsere Meere
Der überwiegende Teil besteht aus Plastik
Mittlerweile befinden sich zwischen 100 und 142 Millionen Tonnen Müll in unseren Meeren. Jährlich werden bis zu 10 Millionen weitere Tonnen eingetragen. Man geht davon aus, dass etwa 70 Prozent der Abfälle zu Boden sinken. Von den restlichen 30 Prozent wird etwa die Hälfte an den Stränden angespült, die andere Hälfte treibt an der Wasseroberfläche und in der Wassersäule. Laut UN-Umweltprogramm UNEP treiben mittlerweile durchschnittlich 13.000 Plastikmüllpartikel auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche.
Strömung und Wind sorgen für eine globale Verteilung des Mülls in den Meeren. Ein besonderes Phänomen sind die sogenannten Müllstrudel in unseren Ozeanen. Große Wasserwirbel sammeln hier gigantische Müllteppiche an. Der wohl bekannteste ist der „Great Pacific Garbage Patch“ im Nordpazifik. Er hat inzwischen die Größe Mitteleuropas erreicht.
Wahnsinn Plastikmüll
Durchschnittlich drei Viertel des gefundenen Mülls in den Ozeanen besteht aus Kunststoffen, an mediterranen Küsten sind es sogar über 80 Prozent. Kaum eine Bedrohung der Meere ist heute so sichtbar wie die Belastung durch Plastikabfälle. In knapp 100 Jahren hat das anfänglich vielgelobte Material unseren blauen Planeten unwiederbringlich verändert. Wurden in den 1950er Jahren knapp 1,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert, sind es heute fast 300 Millionen Tonnen. Ein viel zu großer Teil davon, nämlich zehn Millionen Tonnen, landet im Meer. Und wenn wir so weitermachen wie bisher, könnte sich diese jetzt schon riesige Menge bis zum Jahr 2025 verzehnfachen, so lautet die düstere Prognose der Wissenschaft.
Es ist höchste Zeit zu handeln: Wir müssen unseren gedankenlosen Umgang mit Plastik dringend ändern. Und zukünftig Plastik am besten ganz vermeiden, aber zumindest den Verbrauch reduzieren und gebrauchtes Plastik wiederverwerten.
- Mehr Infos zur Vermeidung von Plastikmüll
- NABU-Tipps „Immer mehr Plastik - Tipps für weniger Verpackungsmüll“
Verbrauchertipps zur Plastikvermeidung
Plastiktüten - gefährliches Treibgut
Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 72 Plastiktüten pro Jahr. Weltweit werden bis zu eine Billion Plastiktüten pro Jahr produziert. Die meisten Tüten landen nach einmaligem Gebrauch im Müll: eine Verschwendung wertvoller Ressourcen und ein Symbol für die Sinnlosigkeit von Einwegprodukten.
Im Meer braucht eine Plastiktüte bis zu 25 Jahre, bis sie in kleinste Partikel abgebaut ist. Sind die Plastikteilchen kleiner als fünf Millimeter, bezeichnet man sie als Mikroplastik. In unseren Meeren ist Mikroplastik mittlerweile allgegenwärtig. Und sehr gefährlich! Während sich die winzigen Teilchen langsam zersetzen, geben sie ihre giftigen Inhaltsstoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel ins umgebende Wasser ab. Oder Muscheln und Fische nehmen die Teile auf. Auf diese Weise landet das Mikroplastik letztlich wieder auf unseren Tellern - mit weitgehend unbekannten Folgen.
So können Sie mithelfen, die riesige Menge an Plastiktüten zu reduzieren:
- Vermeiden Sie Plastiktüten: Nehmen Sie immer eigene Taschen, Rucksäcke, Beutel und alte Tüten mit.
- Wenn doch mal eine Einwegtüte - ob aus Plastik oder Papier - nötig war: Benutzen Sie die Tüte so oft wie möglich wieder.
- Erst wenn die Tüte zu dreckig ist oder kaputt: Nutzen Sie die Plastiktüte als Müllbeutel für den Abfall der Gelben Tonne.
- Egal welches Material: Häufen Sie keine Tüten- oder Beutelberge an! Auch Papiertüten und Baumwollbeutebeutel sind ökologisch nicht besser als die Plastiktüte, wenn sie nicht mehrfach genutzt werden.
Hier geht's zum ausführlichen Infopapier „Plastiktüten? Vermeiden statt ersetzen!“
Plastik - tödliche Gefahr für unsere Meeresbewohner
Zehn Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Ozeane. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen schwimmen inzwischen bis zu 18.000 Plastikteile auf jedem Quadratkilometer Wasseroberfläche. Über die gesamte Müllmenge gibt es keine genauen Zahlen, vermutlich sind es mehr als 150 Millionen Tonnen.
Für unsere Meeresbewohner ist Plastik eine große Gefahr: Eine Million Seevögel und 100.000 Meeressäugetiere sterben jedes Jahr durch Plastik!
So tötet Plastik unsere Seevögel und Meerestiere
- Viele Meereslebewesen verwechseln Plastik mit ihrer natürlichen Nahrung: Meeresschildkröten halten Plastiktüten für Quallen. Seevögel verschlingen Schraubverschlüsse, Zigarettenkippen und Feuerzeuge und und verfüttern diese an ihre Jungen. Das unverdauliche Material verstopft den Verdauungsapparat der Tiere. Sie verhungern mit „vollem“ Magen oder sterben an inneren Verletzungen.
- Verlorengegangene oder über Bord geworfene Fischernetze, sogenannte Geisternetze, treiben jahrzehntelang im Meer und fordern Tausende Opfer unter Fischen, Seevögeln oder Delfinen. Die Tiere verfangen sich in den Netzen, strangulieren sich selbst oder ertrinken jämmerlich.
- Giftige Bestandteile des Plastiks, die bei der Zersetzung ins umgebende Meerwasser abgegeben werden, wie zum Beispiel Bisphenol A und Weichmacher gelangen ins Nahrungsnetz und schädigen das Erbgut und den Hormonhaushalt der Meerestiere.
Von 800 marinen Arten ist bekannt, dass sie sich regelmäßig in Müllteilen verheddern oder diese aufnehmen. 43 Prozent aller Wal- und Delfinarten, alle Meeresschildkröten und 36 Prozent der Seevögel fressen versehentlich Müll.
Bildergalerie
Werden auch Sie Meeresschützer*in: Das können Sie tun!
Viele große und kleine Tipps, um gegen Plastikmüll aktiv zu werden
Seit vielen Jahren engagiert sich der NABU für Meere ohne Plastik. Machen auch Sie mit! Wir haben einige Tipps für den Alltag und Urlaub für Sie zusammengestellt. Wenn Sie noch mehr tun möchten, gibt es auch hierfür viele Möglichkeiten, um den Kampf gegen den Plastikmüll im Meer aufzunehmen.
Das können Sie tun:
- Bevorzugen Sie Imbisse und Restaurants mit Mehrweggeschirr.
- Kaufen Sie Kosmetik- und Reinigungsprodukte ohne Mikroplastik. Mehr zum Thema Mikroplastik
- Beim Wäschewaschen gelangen Kunstfasern ins Abwasser. Nutzen Sie spezielle Wäschebeutel oder setzen Sie bei Ihrer Garderobe auf Naturfasern.
- Verwenden Sie eigene Tragetaschen für den Einkauf.
- Trennen Sie Ihren Müll. Nur so können Plastik und andere Stoffe recycelt werden.
- Hier finden Sie weitere Tipps für Urlaub und Alltag
- Werden Sie Gewässerretter! Hier können Sie Müllfunde melden oder Müllsammelaktionen organisieren
- Mehr Infos zum Coastal Cleanup Day
- Werden auch Sie Gewässerretter! Hier können Sie Müllfunde melden oder Müllsammelaktionen organisieren
- Mehr Infos zum Spülsaummonitoring
- Mehr Infos zu plastikfreien Kommunen
- Mehr Infos zum „Fishing for Litter“-Projekt
Unterstützen Sie unser Engagement für lebendige, gesunde und vielfältige Meere
So engagiert sich der NABU für Meere ohne Plastik
Der NABU räumt auf - machen Sie mit!
Der NABU untersucht, wie der Müll in unsere Meere kommt
Der NABU betreut an sieben Strandabschnitten der deutschen Ostseeküste ein Spülsaummonitoring. Dabei wird der Müll auf je 100 Meter langen Strandabschnitten viermal im Jahr eingesammelt, gewogen und nach Material kategorisiert. So soll herausgefunden werden, was die Hauptquellen und Eintragswege des Mülls im Meer sind.Der NABU engagiert sich für plastikfreie Kommunen
Gerade Kommunen in touristischen Regionen am Meer haben eine große Verantwortung für die Vermeidung von Kunststoffabfällen. Der NABU hat daher in der Pilotregion Fehmarn einzelne Maßnahmen erprobt. In einem weiteren Schritt soll die Insel als plastikfreie Pilotkommune etabliert werden. Bei einer Dialogreise auf dem Traditionssegler „Lovis“ kamen viele lokale Akteure an den Küsten von Nord- und Ostsee ins Gespräch. Damit der Müll von Schiffen nicht ins Meer gelangt, setzt sich der NABU für eine effektivere Abfallwirtschaft in deutschen Häfen ein.„Fishing for Litter“ - der NABU organisiert das Müllfischen
Gemeinsam haben Fischer, der NABU und regionale Partner den Abfällen im Meer den Kampf angesagt. Denn auch die deutschen Küstenfischer an Nord- und Ostsee finden in ihren Netzen bisweilen erhebliche Mengen Abfall, abhängig vom Fanggebiet und eingesetzter Fangtechnik. Der NABU kümmert sich in zahlreichen Nord- und Ostseehäfen um effektive Strukturen für eine geregelte und umweltgerechte Entsorgung des „gefischten“ Abfalls. Start der deutschen Initiative war 2011 in Burgstaaken auf Fehmarn. Seitdem wächst die Zahl der beteiligten Fischer stetig an. Ende 2015 waren es mehr als 120. Inzwischen unterstützen auch die Küstenbundesländer Niedersachen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern den weiteren Ausbau von „Fishing for Litter“. Über 25 Tonnen Müll haben die Küstenfischer seit 2011 aus den Meeren geholt.Der NABU kooperiert mit Wassersportlern
Mit dem Projekt „Saubere Meere“ haben der NABU und mehrere Wassersportverbände der Müllflut den Kampf angesagt. Gemeinsam werben wir für saubere Gewässer, organisieren Müllsammelaktionen im Wasser sowie an Land und dokumentieren Müllfunde in Nord- und Ostsee, Flüssen und Seen.Im Forschungseinsatz fürs Meer - der NABU
Spülsaummonitoring: Wie kommt der Müll in unsere Meere?
Der NABU betreut an sieben Strandabschnitten der deutschen Ostseeküste ein sogenanntes Spülsaummonitoring. Dabei wird der Müll auf je 100 Meter langen Strandabschnitten viermal im Jahr eingesammelt, gewogen und nach Material kategorisiert. So wollen wir herausfinden, was die Hauptquellen und Eintragswege des Mülls im Meer sind.- Mehr Infos zum Spülsaummonitoring
- Mehr Infos zum Recycling-Projekt mit der Universität Magdeburg
- Mehr Infos zum NABU-Projekt „Fishing for Litter“